Im Rowohlt Verlag ist der 150 Seiten kurze Debütroman von Inga Machel, der von Kritik hochgelobt wurde und es auf Anhieb auf die SWR2 Bestenliste geschafft hat, im Januar 2024 erschienen und ich war nach einer Besprechung im Zeit Literatur Podcast neugierig geworden.
Der Inhalt in Kürze
„Ich dachte, ich müsste jemanden umbringen. Als würde der Tod meines Vaters unausweichlich einen Gegentod erfordern.“
So beginnt der Roman und damit die Geschichte von Mario, der seinen depressiven Vater durch Selbstmord verloren hat und aus der Ich-Perspektive von seinem Alltag in Berlin erzählt, wie er seinen Schmerz durch Alkohol und andere Drogen betäuben will und in seinen Erinnerungen an seinen Vater schwelgt. Mario zieht durch Berlin und findet seine Hauptbeschäftigung im obsessiven Beobachten des drogenabhängigen P. und seines monotonen, antriebslosen Vagabundieren von einem Schuss zum nächsten.
Kritik
Man könnte meinen, der Roman habe Schwächen und Längen, denn er beschreibt immer wieder das Gleiche: Mario beobachtet P., er betrinkt sich, das Drogenmileu wird beschrieben, es gibt Rückblenden in Marios Kindheit und wieder beobachtet er P. Aber genau dadurch wird die Monotonie und das Scheitern von Mario bestens beschrieben. Die Sätze gehen durchaus unter die Haut und oftmals ist das Lesen auch nur schwer erträglich, da man das Gefühl hat alle Beteiligten einmal kräftig durchschütteln müsste, damit sie sich zusammenreißen oder aus ihrem Trott endlich ausreißen.
Der Roman wir zu Recht hochgelobt, er hat eine wirkmächtige Sprache und fesselt und ich kann ihn nur guten Gewissens weiterempfehlen. Dirk von Lowtzow hat es treffend beschrieben: „Eine Topographie des Traumas und der Trauer. Ein tiefes, ein bewegendes Buch.“ Aber man darf von diesem Buch keine Antworten erwarten, diese gibt es nicht. Wie man Depressionen entflieht, eine Sucht überwindet, Selbstmordgedanken aufgibt, wieder ins Leben zurückfindet… all dies erfahren wir hier nicht. Manches davon geschieht, aber wir erfahren nicht warum oder wie.
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