Der Inhalt

„Jeder Tag ist ein neuer Tag. Glück haben ist nicht schlecht. Aber ich möchte lieber gründlich sein. Wenn dann das Glück kommt, ist man vorbereitet.“

So denkt der kubanische Fischer Santiago – der alte Mann – als er nach einer lang anhaltenden Pechsträhne ohne Fang im frühen Morgen alleine ins offene Meer hinausfährt und in der Folge tatsächlich Glück haben wird. Er macht endlich wieder einen großen Fang und es werden zwei Tage Kampf mit dem Fisch folgen, aus denen der alte Mann zunächst als Sieger hervorgeht, jedoch am Ende wird der alte Mann seinen Fang und sein Glück an die Haie verlieren.

„Aber der Mensch ist nicht dafür gemacht, sich besiegen zu lassen. […] Man kann einen Mann vernichten, aber nicht besiegen.“

Dies ist die optimistisch-trotzige Botschaft des alten Mannes und des Autors Ernest Hemingway, sich den Widrigkeiten des Lebens und des Schicksals zu stellen.

Hintergrund

Einen Klassiker wie Ernest Hemingway kann ich immer wieder mit Genuss lesen, hierfür braucht es keinen dedizierten Anlass, aber manchmal findet sich dieser zum Beispiel in der Lektüre eines anderen Buches, wie zum Beispiel die von Uwe Timms „Alle meine Geister“. Trotz der Freude an diesem Roman findet sich auch einige Kritik, die sich aber in meiner generellen Kritik an Hemingway orientiert. Das vielleicht manchmal etwas eingeschränkte Weltbild von Hemingway wird auch in diesem Roman wieder zelebriert: der Mythos des ewigen Kampf des Menschen, insbesondere des Mannes, mit der Natur, der einsame Zweikampf eines Helden, der einen letzten großen Kampf austrägt und zumindest moralisch als Sieger hervorgeht.
Und dennoch: die Schilderung ist spannend und emphatisch. Es gibt kritische Leser, die in Hemingways Naturschilderungen zu viel heldenhaften Pathos sehen, ich aber mag seinen Respekt und seine Achtung vor der Natur – auch wenn sie sich in der Achtung vor dem gejagten Tier widerspiegelt und auch wenn sie oft „männlich überhöht“ erscheint.

Hemingway hatte den Stoff für diese Fischergeschichte bereits 1936 als kurzen Artikel im Esquire veröffentlicht, aber erst nach 1939, seit dem er sich auf Kuba niedergelassen hatte, nahm er sich des Stoffes wieder an und veröffentlichte den kurzen Roman 1952.

Ernest Hemingway wurde 1953 für diesen Kurzroman (etwa 150 Seiten) mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet und das Werk wurde in der Begründung des Nobelpreiskomitees im Jahr 1954 explizit erwähnt. Diese beiden Ehrungen kamen für Hemingway zur rechten Zeit, denn sein letzter Roman „Across the river and into the Trees“ („Über den Fluss und in die Wälder“) veröffentlich in 1950 wurde sowohl von der Literaturkritik als auch vom Lesepublikum nur sehr schlecht aufgenommen.
„Der alte Mann und das Meer“ ist das letzte vollendete Werk von Hemingway, welches zu seinen Lebzeiten veröffentlich wurde. Gleichzeitig ist es vermutlich der bekannteste Titel von Hemingway überhaupt, nicht zuletzt auch aufgrund der kongenialen Verfilmung aus dem Jahr 1958 von John Sturges mit Spencer Tracey. Der Film wurde – ebenso wie das Buch – mit zahlreichen Auszeichnungen wie dem Oscar und dem Golden Globe geehrt.

Die aktuellste Übersetzung durch Werner Schmitz von „The Old Man and the Sea“ erschien 2012 im Rowohlt Verlag.