Nach vielen Jahren habe ich einen der dystopischen Klassiker und vermutlich das bekannteste Werk von Ray Bradbury (1920 – 2012) erneut gelesen und finde es aktueller denn je.
„Fahrenheit 451“ ist 1953 erschienen und stellte schon vor über 70 Jahren die Verlorenheit des Individuums in der technisch perfektionierten Welt dar. Diese technisch perfekte Welt ist aber auch eine Welt, in der die Menschen permanent über Werbung und belanglose Unterhaltung die allgegenwärtig von riesigen Leinwänden, den Lautsprechern im öffentlichen Leben und den ständig getragenen „Ohrmuscheln“ berieselt werden – Netflix, Instagramm und das Handy mit „In Ear Kopfhörern“ lassen grüßen.
Hier wird jeder Raum für das eigene Denken, das Wundern und Staunen, das Hinterfragen und Zweifeln genommen und konsequenterweise sind damit auch alle Bücher verboten, da diese nur zum Denken verführen könnten.
Die Feuerwehr hat in dieser Welt nicht mehr die Aufgabe, Brände zu löschen sondern Bücher, deren Besitzer und Orte zu verbrennen. Einer der Feuerwehrleute „Guy Montag“, der Protagonist des Romans, hinterfragt seine Aufgabe der Bücherverbrennung und widersetzt sich schließlich dem System.
Bradbury schrieb ein Plädoyer für die Freiheit des Denkens in einem Roman, der auch heute noch gut zu lesen ist, da er leicht verständlich und auch spannend ist.
Gerade in der Figur der Mildred, der Frau von Guy Montag, kann sich jeder Leser leicht wiederfinden. Sie verbringt ihr Leben abgeschottet in ihren vier Wänden, wird ständig von den Ohrmuscheln berieselt, fühlt sich am wohlsten in ihrem Wohnzimmer, wo sie an drei wandgroßen Bildschirmen in seichte Unterhaltung abtaucht und obwohl sie auf all dies nicht verzichten will, versucht sie ständig sich das Leben zu nehmen.
Die Ausgabe im Diogenes-Verlag folgt der Jubiläumsausgabe aus dem Jahr 2003 und ist seit Ende Februar 2024 auch als Taschenbuchausgabe erhältlich.
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