Der im Oktober 2024 im Claasen Verlag erschienene Roman „Das Fest“ von Lucy Fricke ist nur gute 130 Seiten lang und leicht und schnell zu lesen. Lucy Fricke ist hier eine sehr schöne Geschichte gelungen – der einzige Wermutstropfen ist die Tatsache, die doch auch den Verlagen ins Auge springen muss, dass ein Buch mit diesem Umfang für einen Preis von 20,00 EUR sehr teuer ist.
Doch kurz zum Inhalt: Der Protagonist Jakob wird fünfzig und zieht Bilanz. Er will nicht feiern, sieht sich gescheitert und badet gerne in Selbstmitleid und düsteren Perspektiven. Seine alte Freundin Ellen arrangiert für ihn an diesem Tag einige „zufällige“ Treffen mit alten Wegbegleitern, die seine Sicht aufs Leben bis zum Abend, der in einem rauschenden Fest endet, ändern wird. Bis dahin wird er unter anderem einen Zahn verlieren, sich den Fuß verstauchen, ein blaues Auge bekommen und buchstäblich eine dicke Lippe riskieren.
In sieben kurzen Kapiteln durchleben wir mit Jakob und seinen Wegbegleitern sein Leben und lernen, dass sich uns das Leben darbietet, das wir es beim Schopfe packen müssen, jeden einzelnen Moment, denn „wenn zu viele Fragen auf einen zu kurzen Moment trafen, verstrich er in aller Regel ohne jedes Ergebnis.“ Lassen wir die Fragen beiseite, gibt es so viel im Leben zu entdecken und zu genießen.
Der Roman ist überaus unterhaltsam und komisch, ebenso melancholisch wie optimistisch und die Autorin bietet immer wieder weise Anker über das Leben und das Älterwerden: „Je älter wir werden, desto mehr geht es um das, was wir verlieren können, weniger um das, was es zu gewinnen gibt.“
Wie wir alle, so sucht auch Jakob das Glück im Leben, glaubt es in der Vergangenheit zu sehen, die aber unwiederbringlich verloren ist und vergisst dabei, dass sie damals „vor allem ahnungslos gewesen [seien] und zudem jeden Abend betrunken. Ein Zustand, den man sehr leicht mit dem Glücklichsein verwechseln könnte.“