Im Februar 2025 ist im Blessing Verlag der Debütroman „Unter Grund“ von der jungen Autorin Annegret Liepold erschienen – und ich sage es vorab: mich hat der Roman nicht überzeugt.
Nur ganz kurz zum Inhalt
Während die junge Referendarin mit ihren Schülern in München, einen der NSU-Prozesstage um Beate Zschäpe verfolgt, erleidet sie einen Zusammenbruch und wird von den Dämonen ihrer Vergangenheit eingeholt. Sie verlässt Hals über Kopf München und geht zu Besuch zurück in ihr Heimatdorf in Franken. In Rückblenden erfahren wir langsam Details aus Ihrer Vergangenheit, wie sie als Aussenseiterin in Familie und Schule Anschluß suche und diesen schließlich in einem rechtsradikalen Milieu findet. Das dies nicht gut gehen kann, ahnt man schon.
Mein Fazit
Gelesen wurde das Buch in einem Lesekreis und überwiegend von den anderen Leserinnen positiv aufgenommen, das sei hier erwähnt, da mein Fazit sehr subjektiv ist – ist schon klar, soll aber nochmals hervorgehoben sein. Der Roman könnte zur Kategorie „Coming of age“ oder zum „Entwicklungsroman“ zählen, aber beim besten Willen ist eine Entwicklung nicht wirklich zu erkennen, man könnte sie reindeuten, aber die Autorin gibt sie nicht vor. Der Roman will die verführerische Kraft des Rechtsextremismus auf soziale Außenseiter beschreiben, doch ist die Protagonistin stets so reflektiert, dass man überhaupt nicht verstehen kann, wie sie in diesen Sog der rechten Gewalt und Ideologie gerät. Ich habe den Eindruck, dass die Autorin permanent Angst hat, dass die Lesern nicht unterscheiden könnten zwischen Autor, Erzähler und Erzähltem – eine Angst, die ich in diesen manchmal hysterisch aufgeregten Zeiten durchaus verstehen kann. Und diese Angst hätte das Lektorat der jungen Autorin nehmen müssen, um dem Roman noch einen guten Schliff zu geben, der ihn am Ende vielleicht auch glaubhaft gemacht hätte.
Daneben ist das Buch unglaublich zäh zu lesen. Im Prinzip ist auf Seite eins schon klar, wohin in die Reise geht, doch die Autorin müht sich in Vor- und Rückblenden Spannung aufzubauen – was ihr nicht gelingt – und kommt einfach nicht auf den Punkt.

Annegret Liepold, Unter Grund
München 2025, Karl Blessing Verlag
255 Seiten, 24,00 EUR
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